Sympathisierende Nichtwähler aktivieren statt die Mitte überzeugen – das könnte für die SPD im Europawahlkampf 2014 die bessere Strategie sein. Warum?
Mitte-links Parteien profitieren von einer hohen Wahlbeteiligung (wie auch jüngst wieder eine Studie aus Norwegen darlegt) – und leiden unter einer geringen. Der Grund: Falls sozio-ökonomisch schwache Wählerschichten zur Urne gehen, dann entscheiden sich meistens für sozialdemokratische Parteien. Doch bei als weniger wichtig empfundenen Wahlen bleiben sie oft zu Hause.
Demokraten setzen auf Wählermobilisierung
Das weiß auch die Demokratische Partei in den USA, die sich auf die Senatswahlen im November vorbereitet. Das Problem: die Wahlbeteiligung bei diesen „Midterm“ Wahlen ist deutlich geringer als bei der Präsidentschaftswahl. Während 2008 61 Million Stammwähler zur Präsidentschaftswahl gingen, waren es 2010 bei den Midterm-Wahlen nur 40 Millionen.
In einem Artikel in der New York Times hat der Vorsitzende des Kampagnenkomitees, Guy Cecil, nun die Wahlkampfstrategie der Demokraten dargelegt: weniger Geld in Werbung und mehr Geld in Wählermobilisierung. Das Ziel ist es jene zu aktivieren, die Obama 2012 gewählt haben – und nicht Unentschlossene zu überzeugen.
Die SPD könnte auch auf Nichtwähler setzen
Die Situation der SPD bei der Europawahl ähnelt derjenigen der Demokraten: im Vergleich zur Bundestagswahl geht nur ein Bruchteil der Sympathisanten wählen. Ungefähr 5,5 Millionen machten während der Europawahl im Juni 2009 ihr Kreuz bei der SPD – aber nur drei Monate später waren es fast 10 Millionen bei der Bundestagswahl (Zweitstimmen).
Zwischen der Bundestagswahl 2013 (22. September) und der Europawahl 2014 (25. Mai) liegen 8 Monate. Gut 11 Millionen wählten letztes Jahr die SPD und brachten sie damit auf 25,7 Prozent der Zweitstimmen. Die Frage ist: Wie viele von jenen, die bei der Bundestagswahl SPD gewählt haben, werden zur Europawahl gehen?
Wenn die SPD ihre Kampagne konsequent auf diese potenziellen SPD-Wähler ausrichten würde, könnte sie die Wahlbeteiligung ihrer Sympathisanten steigern und damit prozentual deutlich zulegen. Wie das erreicht werden könnte?
Ich habe zu wenig Erfahrung, was bundesweite Kampagnen angeht. Aber möglich wären Interviews mit SPD-Sympathisanten, um jene Themen zu identifizieren, die die Gruppe als wichtig genug erachtet, um zur Wahl zu gehen.
Auf diese Themen könnte sich die SPD dann konzentrieren. Das heißt: Fokus auf die Stammwähler und nicht auf den Medianwähler! Klassische SPD-Themen werden wohl ziehen und an die Sympathisanten (und Parteibasis) muss die Wichtigkeit der Europawahl kommunizieren werden, unter dem Motto: wenn wir sozialdemokratische Politik machen wollen, dann brauchen wir die Mehrheit im Europaparlament.
Soweit meine Idee. Was halten Sie davon?
Update: Ich habe mittlerweile Einblicke in die Grundzüge der SPD-Strategie gehabt. Tatsächlich ist sich der Parteivorstand über diese Umstände im Klaren und hat Wählermobiliserung zu einem der Top-Zielen erklärt.
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